Es war ein reicher Kaufmannssohn
Der verliebte Sohn setzt sich durch mit Flucht, Hochzeit und Happy End. Dann kommt der vom Standesdünkel besessene Vater und bringt das junge Paar um. Große Oper? Nein. Gesammelt in Lothringen Anfang des 20ten Jahrhunderts.
Aus: Louis Pinck, Verklingende Weisen I (1926)
Die Kindesmörderin
Die zum Tode verurteilt Kindesmörderin nimmt Abschied vom Leben. Nachrichten aus einer Welt ohne Verhütungsmittel, Abtreibungen oder Babyklappen.
Aus: Ludwig Erk, Deutscher Liederhort (1856)
Mädchen und Mörder
Eine Variante der Blaubartsage. Das Mädchen lässt sich auf den Serienmörder ein, kommt auf ziemlich blutige Art davon und am Ende taucht auch noch die Schwiegermutter auf. Drehbuchautoren sind auch nicht mehr das, was sie mal waren.
Aus: Louis Pinck, Verklingende Weisen II (1928)
Es war ein reicher Kaufmannssohn
Es war reicher ein Kaufmannssohn,
der freite eine arme Dienstmagd schon.
Er freite sie so lange,
bis daß sie geht mit einem Kind,
mit einem Kindelein kleine
“Ach Sohne liebster Sohne mein,
laß du die arme Dienstmagd sein.
Frei du dir nur eine Reiche.
Du kriegst ja noch eine Reiche,
frei du dir nur deinesgleichen”
“Ach Vater liebster Vater mein,
es kann fürwahr nicht anders sein.
Die Liebe ist eingegossen.
Und wenn ich wär ein Königssohn
ich könnte sie nicht lassen”
Wie er zu seiner Lieben kam,
fing sie ja zu weinen an.
„Ich habs vernommen mit Reden,
als wenn Ihr Vater nicht haben will
daß Ihr mich solltet nehmen”
“Ach Liebste schweig mit Reden still,
meinem Vater ist es ums Geld zuviel.
Und wenn er uns nicht will lassen,
dann gehen wir nach Frankreich hinein.
Weit ab von seiner Straße”
Und wie sie dann nach Frankreich kamen,
wohl auf der lichten Heide.
Da hörten sie ein Glöckelein läuten.
Oho, oho, die Messe geht an,
sie gingen mit aller Freude
Und sie gingen miteinander fort,
miteinander vor die Kirchentür.
Gar übel hat er sie getroffen.
sie gingen vor die Kirchentür
dort hat er sie erschossen.
Die Kindesmörderin
Meine liebe Frau Mutter, mit mir ist’s nun aus.
Sie werden mich führen zum Schandtor hinaus.
Zum Schandtor hinaus, wohl auf die grüne Heid.
Sie werden mir anlegen ein schneeweißes Kleid.
Ein schneeweißes Kleid das muss ich anhaben.
Wie’s alle armen Sünder zum Hochgericht tragen.
Meine liebe Frau Mutter, sie führen mich vors Gericht,
allwo man von Ferne die Schranken schon sieht.
Ein Kind hab ich geboren, das habe ich ermordet.
Drum muss ich jetzt sterben, drum muss ich jetzt fort.
Gott wird mir’s verzeihen, bin ich schuldig daran.
Gott hat mir’s verziehen, das weiss ich ja schon.
Der Oberrichter spricht das Urteil ganz billig und Recht.
Der Unterrichter bricht den Stab, mein Leben ist weg.
Da kommt ja noch ein Reiter geritten daher.
Schlag zu, mein lieber Freimann, Es hilft kein Bitten mehr
Schlag zu, mein lieber Freimann, Es hilft kein Bitten mehr
Mädchen und Mörder
Als ich ein kleines Mädchen war,
stirbt mir mein Vater und Mutter.
Stirbt mir mein Vater und Mutter.
Als ich ein kleine Weil größer war,
da kam ein Reiter, der wollt mich haben.
Da kam ein Reiter, der wollt mich haben.
Er schwenkt mich lieb, er schwenkt mich wert,
er schwenkt mich hinter sich auf sein Pferd.
Er schwenkt mich hinter sich auf sein Pferd.
Wir reiten aus, drei Tag, drei Nacht,
dass ich weder Essen noch Trinken sah.
Dass ich weder Essen noch Trinken sah.
Jungfräulein dacht in ihrem Sinn,
das könnt vielleicht ein Mörder sein.
Das könnt vielleicht ein Mörder sein
„Dort draußen vor dem grünen Wald
da fließt ein Brunnen, fließt kühl und kalt,
da werden wir essen und trinken“
Und wie sie vor den Wald dann kamen,
da hingen ihr sieben an einem Baum.
Da hingen ihr sieben an einem Baum.
“Willst du jetzt hängen am hohen Baum,
oder willst du schwimmen im Moselstrom.
Oder willst du mit dem Schwert umkommen”
“Ich will nicht hängen am hohen Baum,
will auch nicht schwimmen im Moselstrom,
lieber will ich mit demSchwert umkommen!”
“Zieht aus, zieht aus euer feines Kleid,
Jungfräuleins Blut spritzt weit und breit!
Jungfräuleins Blut spritzt weit und breit!”
Und wie er an dem Kleid dann zog,
Jungfräulein nach dem Schwerte sprang,
und hieb dem Ritter sein Haupt hinweg.
Und als der Kopf auf dem Boden liegt,
die falsche Zunge noch dreimal spricht.
Die falsche Zunge noch dreimal spricht.
“Nimm du die Pfeife in deine Hand,
und sing und pfeife wohl durch den Wald.
Und sing und pfeife wohl durch den Wald“
Jungfräulein dacht in ihrem Mut,
„Das Singen und Pfeifen das tut kein Gut.
Das Singen und Pfeifen das tut kein Gut.“
Und wie sie in den Wald dann kam,
die Schwiegermutter entgegenkam.
Die Schwiegermutter entgegenkam.
“Ach Schnure liebste Schnure mein,
Wo hast du gelassen mein Söhnelein?
Wo hast du gelassen mein Söhnelein?”
“Dort draußen vor dem grünen Wald,
spielt er mit sieben Jungfrauen.
Die achte ist ihm entgangen”
“Ach Schnure liebste Schnure mein,
von was sind eure Schuh so rot?
Von was sind eure Schuh so rot?”
“Gestern abend spät in der Nacht,
schlug ich meinem Herrn drei Hähne tot.
Davon sind meine Schuh so rot”